Gespensterjäger auf eisiger Spur

Gespensterjäger auf eisiger Spur

Mit einem schlotternden 'MUG' in Toms Keller beginnt die Geschichte eines der erfolgreichsten Gespensterjäger-Teams der Welt. Ihr erster Einsatz: die Jagd auf ein 'eiskaltes UEG'.

Ein schleimiges Gespenst sitzt im Keller! Tom will nur noch eines: flüchten. Doch da bietet ihm die erfahrene Gespensterjägerin Hedwig Kümmelsaft ihre Hilfe an. Als die beiden das Gespenst näher kennen lernen, findet auch Tom es gar nicht mehr so Furcht erregend. Gemeinsam bilden die drei ein unschlagbares Gespensterjäger-Team und übernehmen bald ihren ersten Auftrag: Sie verfolgen eine eisige Spur ...

Manchmal gibt es diese blöden Tage, an denen einfach alles schief geht. Bei Tom war es mal wieder soweit, seine große Schwester machte sich schon morgens über ihn lustig und zu allem Überfluss sorgte er auch noch dafür, dass in der Schule alle einen zum Schreien komischen Schultag hatten. Auf dem Heimweg beschloss er sich auf der Stelle ins Bett zu legen. An solchen Tagen war das der einzig sichere Ort auf der Welt. Aber gerade als er stumm und leise in seinem Zimmer verschwinden wollte, passierte es.

 

„Tom“, sagte Mama, „hol mal schnell zwei Flaschen Orangensaft aus dem Keller.“ Aus dem Keller. Mama wusste genau, dass er entsetzliche Angst da unten hatte. Allein der Gedanke an die Spinnen jagte ihm schon eine Gänsehaut über den Rücken – ganz zu schweigen von dem, was da in der Dunkelheit sonst noch auf ihn lauerte. „Muss das sein?“, fragte er. „Komm mir bloß nicht wieder mit deinen Gespenstergeschichten!“, sagte Mama ärgerlich. „Los, ab mit dir!“

Gnadenlos. Dabei war er noch keine zehn Jahre alt. Seufzend öffnete Tom die Wohnungstür. In dem großen Haus, in dem Tom wohnte, hatte jede Wohnung einen eigenen Keller. Aber Tom war der festen Überzeugung, dass ihr Keller der dunkelste, unheimlichste, spinnenverseuchteste war. Und er wusste auch, warum. Der Hausmeister Egon Riesenpampel, war ein Kinderhasser. Und weil Tom und Lola die einzigen Kinder im Haus waren, hatte ihre Familie auch den allerschrecklichsten Keller bekommen. Ganz klar!

Als Tom vor der staubigen Tür stand, kniff er die Lippen zusammen und rückte entschlossen seine Brille zurecht. Der enge, kalte Flur, von dem die Kellertüren abgingen, war nur spärlich beleuchtet, und Tom hatte Schwierigkeiten , den verdammten Schlüssel ins Schloss zu kriegen . Die Tür quietschte scheußlich, als Tom sie aufstieß. Modrig riechende Schwärze gähnte ihm entgegen. Tapfer machte er einen Schritt vorwärts und tastete nach dem Lichtschalter. Wo, zum Teufel, war das verflixte Ding? Es war so ein altmodischer Drehschalter, an dem man sich die Finger verbog. Na, endlich. Da war er. Tom drehte ihn herum. Eine jämmerlich kleine Glühbirne flammte auf und – paff! – zerplatzte in tausend Splitter. Erschrocken stolperte Tom zurück – und stieß mit dem Ellenbogen gegen die Kellertür. Rumms! Fiel sie ins Schloss. Tom stand mutterseelenallein im pechschwarzen Keller.

Ganz ruhig! Dachte er. Ruhig bleiben, alter Junge. Es ist nur die blöde Glühbirne zerplatzt. Aber seit wann zerplatzen Glühbirnen einfach? Tom spürte, wie sein Mund trocken wie Schmirgelpapier wurde. Er wollte einen Schritt zurück machen. Aber seine Schuhe klebten an irgendwas fest. Er hörte seinen eigenen Atem. Und dann ein leises Rascheln.

Auf die Idee, etwas über Gespenster zu schreiben, bin ich nicht selbst gekommen. Markus Niesen, der damals beim Loewe-Verlag arbeitete, fragte mich eines Tages: "Cornelia, willst du nicht mal was über Gespenster schreiben?" — und ich dachte: warum nicht? Aber was? Und da kam mir die Idee, einen Jungen zur Hauptfigur zu machen, der eigentlich Angst vor Gespenstern hat. Denn so würde es ja wohl den meisten von uns gehen, oder?

Dass Tom schließlich ein berühmter Gespensterjäger werden würde, wusste ich am Anfang nicht, auch dass er mehrere Abenteuer würde bestehen müssen, war nicht geplant. Was bei den Gespensterjägern besonders viel Spaß gemacht hat, ist das Spiel mit den Abkürzungen. Ich bekomme immer noch wunderbare Vorschläge von Kindern zu neuen Gespenstersorten und den entsprechenden Kürzeln. Hedwig Kümmelsaft hat ihren Vornamen übrigens von meiner Großmutter mütterlicherseits — und die Idee für den dritten Teil hatte ich, als ich meine Tante besuchte, denn die wohnte damals auf einer richtigen Wasserburg im Münsterland (wo es hunderte solcher Burgen gibt!).

Beim Lesen des ersten Teiles empfehle ich das Tragen roter Kleidung — und von einigen Kindern habe ich gehört, dass es nicht ratsam ist, den dritten und vierten Teil spät abends zu lesen.

Weitere Teile der »Gespensterjäger«-Serie