Kein Keks für Kobolde

Kein Keks für Kobolde

Ein früher Winter droht und drei hungrige Koboldfreunde wachsen auf der Suche nach Vorräten über sich hinaus. Es wird brenzlig. Nicht nur einmal.

Der Winter kommt dieses Jahr früher als erwartet. Keine guten Aussichten für drei hungrige Kobolde. Besonders, wenn sie sich am liebsten nur von Ravioli, Äpfeln und Keksen ernähren würden. So stürzen sich Neunauge, Feuerkopf und Siebenpunkt in Abenteuer, um nicht zu verhungern. Als sie sich dann aber auch noch mit dem weißen Kobold anlegen, wird die Lage richtig riskant.

Die Lichtung lag immer noch totenstill im grauen Morgenlicht da, ein bisschen so, als wäre mit dem ersten Frost die Zeit stehen geblieben. Neunauge richtete ihre scharfen Koboldaugen auf den Waldrand. Fast hätte sie laut losgelacht. Zwei erstaunte Augenpaare starrten von dort in ihre Richtung. Na, denen hatte sie was zu sehen gegeben! Ein leises Kichern konnte sie sich nicht verkneifen. Noch nie hatte sich ein Kobold bei Tageslicht an die Feuerstelle getraut.

Wie eine kleine, pelzige Schlange schob sich Neunauge in die Mitte des Steinrings. Asche und Holzkohle bedeckten die kalte Erde. Sie schnüffelte und stöberte umher, aber anscheinend hatte der Hund des Braunen alles Interessante bereits aufgefressen. Es roch so stark nach ihm, dass sich Neunauges Nackenfell sträubte und sie fürchtete, jeden Moment seinen heißen Atem im Nacken zu spüren. Aber immer noch war alles still, mäuschenstill.

Da – plötzlich drang ihr doch noch ein interessanter Geruch in die Nase. Sie schob sich noch ein Stückchen weiter – und wirklich: Da lagen zwei Kartoffeln in der Asche. Ziemlich große sogar. Sollte sie die hier essen? Unmöglich. Viel zu gefährlich. Also mitnehmen. Aber wie? Neunauge hockte sich auf die Knie und schlug ihre Krallen in eine von den runzligen Dingern, zog sie heran und klemmte sie sich unter den Arm. Ja, das würde gehen! Unter jedem Arm eine Kartoffel, richtete sie sich vorsichtig auf und lief wieder zu einem der großen Steine. Von Siebenpunkt und Feuerkopf war nichts zu sehen. Na, egal. Die warteten wahrscheinlich schon hinter dem Wohnwagen auf sie. Mit triumphierendem Grinsen schob sie sich aus der Deckung und begab sich, leicht taumelnd unter ihrer schweren Last, auf den Rückweg.

Sie sah hinüber zum Haus des Braunen. Nichts. Auch die Wohnwagen standen weiter stumm und verschlafen da. Dann richtete sie den Blick auf ihr Ziel, den schützenden Schatten hinter dem großen Rad. Sie blieb stocksteif stehen. Zuerst wollte sie die Kartoffeln fallen lassen. Aber ihre Krallen wollten die wertvolle Beute einfach nicht freigeben. So stand sie nur wie angewurzelt da, mitten auf der offenen Lichtung. Aus der Dunkelheit unter dem Wohnwagenbauch starrten sie zwei riesige, gelbgrüne Augen an. Sie hatte die Katze vergessen. Katzen hört man nicht. Aber sie hätte sie riechen müssen! »Verdammt!«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. Sie wagte sich nicht zu rühren. Sie wusste nur zu gut, im selben Augenblick würde die Katze springen.